Übersicht << >> Suedbaden <<>> Rastatt-Baden Baden <<>> Iffezheim

Stand 05.05.2001

Ortsgeschichte von Iffezheim

A u s z ü g e

aus der "Orts- und Kirchengeschichte von Iffezheim kurz dargestellt von Pfarrer Karl Bürkle, 1951".

Der Namen des Dorfes wurde in früheren Jahrhunderten verschieden Geschrieben:

1245 Ufensheim,
1457 Ueffezheim,
1487 Uffizheim,
1512 Uffentzheim,

Der Name kam von Heim oder Heimstätte des Uffo oder Offo

Bodenfunde weisen darauf hin, daß die Landzunge, auf der unser Dorf gebaut ist, schon in vorchristlicher Zeit bewohn war. (Vergl. auch: "Der alemanische-fränkische Friedhof von Iffezheim").

Zwischen Iffezheim und Sandweier hatte man einen Altar des Gottes Merkur gefunden. Er wurde in die alte Kirche in Sandweier eingemauert und befindet sich jetzt im Landesmuseum in Karlsruhe. Die Inschrift dieses Fundes besagt, daß die "Vicani Bibiensis", die Bewohner von Bivium (vermutlich Iffezheim) den Gottheiten am Scheideweg zweier Straßen dieses Denkmal auf eigene Kosten haben errichten lassen.

Christianisierung: Die ersten Mittelpunkte kirchlichen Lebens in Mittelbaden sind die Klöster Schuttern, Gengenbach und Honau. (Honau lag auf einer Rheininsel bei Kehl und wurde wegen Überschwemmungen 1291 nach Rheinau im Elsaß verlegt).

735 Von Honau aus gingen von 735 an iro-schottische Mönche als Glaubensboten in den nördlichen Teil der Ortenau, auch nach Iffezheim. Sie brachten aus ihrer Heimat die "Verehrung der hl. Brigida von Kildare" mit.

vor 1100 ( Quellinformation 1)

Die Mönche gründeten die ersten Kirchen im Mittelpunkt der schon bestehenden Markgenossenschaften. Eine der ersten Kirchen der Gegend wurde in Steinbach (St. Jakob) errichtet. Zu dieser Mutterkirche gehörte auch Iffezheim. Schon vor 1100 lösten sich Iffezheim und Stollhofen von der Mutterkirche ab und erhielten einen Teil der Mark als Kirchspielgut zugewiesen.

An der Stelle, wo heute die katholische Kirche steht, erhob sich das erste Gotteshaus mit dem Altar zu Ehren der hl. Brigida und den Nebenpatronen Petrus und Paulus; hier stand der Taufstein, hier wurden die Toten nach katholischem Ritus begraben.

1245 übergaben die beiden Brüder Markgrafen Hermann und Rudolf von Baden das ihnen zustehende Zehntrecht ihrer Mutter Irmengard, der Stifterin des Klosters Lichtental. Sie wollte es dem Kloster übertragen.

1259 erhielt dieses neugegründete Kloster Lichtental von den Landesherren, den Markgrafen von Baden, das Lehen mit allen zustehenden Rechten und den Anteil am Zehnten "in ewigen Besitz". Zu dem Lehen gehörte auch Iffezheim. Mit dem Lehen verbunden war das Patronatsrecht. Das Kloster behielt dieses Recht bis zur Saekularisation 1803.

1308 (Quellinformation 2)

Der Straßburger Domdechant Heinrich von Lupfen ordnete 1308 das Verhältnis der Mutterkirche Iffezheim zur Filiale Sandweier, wo dreimal wöchentlich zelebrirt wurde. Das Kloster Lichtental hatte die Pfarrei zu verleihen, die Frühmesse hatte die Markgrafschaft.

1398 wird eine Kirche in Iffezheim verzeichnet (vermutlich in romanischem Stil) mit einem Altar zu Ehren der allerseligsten Jungfrau Maria, des heiligen Nikolaus und der Gesellschaft der heiligen Ursula. Auf diesem Altar war eine Frühmeßpfründe gestiftet. Die Kirche hatte auch eine " Salve-Regina-Stiftung" Zwei Gulden Zins waren gestiftet, daß alle Sonn- und Feiertage das Salve Regina gesungen wurde.

1470 Von dieser Kirche heißt es 1470: Die Kirche ist verfallen und baufällig gewesen, "darinne die Muorter Gotts und die heilige Jungfrouwe sant Briede, die da ist ein Patron und da auch die Muorter Gotts ... viel Wunderzeichen getan hat".

1470 Bau einer neuen Kirche: Ein bescheidenes Kirchlein, 16 bis 17 Meter lang, 6 bis 7 Meter breit, dazu ein verhältnismäßig großer Chor von 6 * 7 Meter. Von 1470 bis zum 30jährigen Krieg war sie eine Wallfahrtskirche. (Patronin: Brigida von Kildare). Hochaltar der heiligen Brigida, Elisabeth und Katharina geweiht. Seitenkapelle zu Ehren des heiligen Wendelin (1512 ???). Turm: Von dieser Kirche stammt der untere Teil des heutigen Turms mit einem Maßwerkfenster und der gotischen Eingangshalle.

1509 übertrug Bischof Wilhelm von Straßburg die Frühmesspfründer in die Filialkirche Sandweier, die von Iffezheim getrennt wurde, und dann

1514 zur Pfarrkirche Sandweier erhoben wurde. Sie blieb es bis zum 30jährigen Krieg und wieder ab 1769. Die jetzige Kirche in Sandweier wurde 1867 erbaut.

1567 Die Markgrafen von Baden blieben in der Reformationszeit zwar katholisch, neigten aber zur neuen Lehre und schickten zwischen 1567 und 1651 mehrmals protestantische Praedikanten nach Iffezheim. Dadurch schmälerten sie die rechte des Klosters Lichtental.

1599 Die Äbtissin wehrte sich dagegen und schickte 1599 als Patronin die hl. Brigitta von Schweden nach Iffezheim. Dieser wechsel der Patronin hatte wohl verschieden Gründe: Während der Reformationszeit war die Pfarrei oft lange nicht besetzt, und das Patronsfest der hl. Brigida von Irland am 20.Februar wurde nicht mehr gefeiert. Zunehmend verbreitete sich dagegen die Kenntnis und Verehrung der hl. Birgitta von Schweden seit dem Konstanzer Konzil 1414-18 in unserer Gegend.

1652 Pfarrer Kaspar Braun von Bernkastel kam durch die Äbtissin des Klosters Lichtental (Eva Regina Springauf) nach Iffezheim.

1654 klagt er in einem Schreiben: "Der Pfarrhof ist noch schlecht genug zugerichtet, wie der Augenschein ergibt. Also daß ich bei Winterszeit kaum die Kälte erwehren kann. Es regnet in schier alle Gemächer. Der Scheuerbau ist noch nicht einmal angefangen. Der Keller ist gänzlich zum Zusammenfallen geneigt....... So bin ich genötigt zu resignieren." (ANMERKUNG: Das war 6 Jahre nach dem 30jährigen Krieg.)

1654 ist die "Salve-Regina-Stiftung" nicht mehr ergiebig, (d.h. nicht mehr vorhanden). Vergl. das Jahr 1398!

1656 ( Quellinformation 2) Der Kirchturm war zu reparieren.

1666 Das Visitationsprotokoll der Iffezheimer Pfarrkirche vom 3.September 1666 besagt, es sei kein Ciborium vorhanden und auch nicht die notwendigen Ornamente. Der Pfarrer hat für ein Ciborium, sowie Corparationen zu sorgen. Gemeint sind wohl Paramente und Corporalien.

1698 ( Quellinformation 2) Am 11.08.1698 beantragt die Gemeinde 100 Eichenstämme "zur wieder auffer Bauung unßerer von denen Frantzosen abgebrannten Kirchen".

1699 ( Quellinformation 2) Am 27.02.1699 konnte das Holz abgeholt werden. Am 02.10.1699 heißt es noch im Visitationsprotokoll: "Das Langhaus ist gänzlich niedergebrannt. Es sind noch drei Altäre vorhanden, von denen zwei im Langhaus erbrochen und gänzlich zerstört sind. Auf dem Hochaltare im Chore wird auf einem Altarstein zelebriert." (ANMERKUNG: Pfälzer Erbfolgekrieg 1688-1697). Für den Chor war Lichtental als Zehntnieser, für den Turm und das Langhaus die Gemeinde baupflichtig; (genauer: für das Langhaus der Heiligenfond). Die Kirche faßte höchstens 600 Besucher.

1716 ( Quellinformation 2) Nach dem Wiederaufbau wurde 1716 über schlecht reparierte Fenster geklagt.

1721 war die Sakristei baufällig.

1761 Bei einer Kirchenvisitation durch den Weihbischof von Straßburg wird das Pfarrhaus als dringend reparaturbedürftig befunden. Baupflichtig war das Kloster Lichtental. Dieses lehnte jedoch ab: (..... und würden viele Herren im diesseitigen (Speirer) Bistum wünschen, mit einem solchen Pfarrhof erfreut zu sein." Das Pfarrhaus war 31 Schuh breit und und 52 lang und hatte in jedem Stock 2 Kammern. Scheuer und Stallung waren unter einem Dach daran angebaut. Aus Mangel an Raum konnte der Pfarrer keinen Kaplan oder Hilfspriester halten. Wahrscheinlich war es ein Fachwerkbau wie die umliegenden Häuser und die dahinter liegenden Zehntscheuer. (ANMERKUNG: Dieses stand am Platz des heutigen alten Feuerwehrhauses.) In den Hof des Pfarrhauses baute dann Lichtental ein kleines einstöckigen Kaplanhäuschen mit zwei Kammern.

1784 ( Quellinformation 2) Franz Ignaz Krohmer besichtigt den schadhaften Dachstuhl der Kirche.

1803 endet das Zehntrecht des Klosters Lichtental durch die Saekularisation.

1810 wurde das heutige Pfarrhaus erbaut unter Pfarrer Lay von "Generalmajor" Vierordt. Als Schmuckstücke aus barocker Zeit sind noch erhalten: Die Statuen des seligen Bernhard von Baden, des heiligen Johannes von Nepomuk, des heiligen Sebastians und des heiligen Wendelinus. Die alte Kirche, die nur 600 Besucher faßte, war viel zu klein für eine Kirchengängerzahl von 1100 bis 1200.

1817 und 1823 lagen schon Risse und Überschläge für die neue Kirche vor von Bezirksbaumeister W. Vierordt (+ 21.04.1825) in Rastatt. Sie wurden von der Baudirektion sehr günstig beurteilt. Vierordt gilt als einer der alten Vertreter des Weinbrenner'schen Klassizismus. Er ist der Neffe des "Generalmajors" Vierordt. Sein Kirchenplan ist nach seinem Tod von Baumeister Weinbrenner von Baden-Baden verbessert worden. Dieser hat die Kirche gebaut. Vierordts Entwurf ist in den einfachsten Zweckformen gehalten; eine oblonge (rechtseckige) Halle, ohne eingezogenen oder ausladenden Chor, der am Ostende mit seitlich noch eingebautem Sakristei- und Paramentenraum abgezweigt ist. Der alte Turm mit der neuen Erhöhung durch eine Pyramide bleibt in der Fassade des Neubaues stehen. Pfarrer Steinröder blieb von den elementarsten Vorbereitungen und Entschließungen durch Ortsvogt Mungenast ausgeschlossen.

1829.01.23 Pfarrer Steinröder hat durch einen Maurermeister eine flüchtige Nachzeichnung des Risses bekommen.

1829.01.29 Das Erzbischöfliche Ordinariat verlangte, die Risse selbst vorgelegt zu bekommen, wurde aber in schroffester und kränkendster Form durch die kath. Kirchensektion zurückgewiesen.

1829.07.03 Das Pfarramt sucht bei der Kirchenbehörde um Genemigung der bevorstehenden Grundsteinlegung nach.

1829.07.15 Grundsteinlegung zur heutigen Kirche. Fuhr- und Handfrohnenden wurden von der Bürgerschaft geleistet, die Steine größtenteils vom abgebrochenen Kloster Fremersberg bei Baden herbeigeführt. Der ganze Neubau kam die Gemeinde auf 18 000 Gulden.

( Quellinformation 2) Damals wurde auch eine neue Glockenstube und eine Turmvorhalle angefügt und Aufgänge zur Empore angebaut.

1830.06.26 Akkord mit Kunstmaler Jodocus Wilhelm abgeschlossen um 2400 Gulden für Kanzel, Taufstein und Kommunionbank.

1830 November Fertigstellung des Baues.

um 1830 Orgel. ( Quellinformation 2) Prospekt mit gerafften Vorhängen und aufgereihten Ringen verziehrt; Unterbau durch Pilaster gegliedert.

1831.05.20 Dekan Demeter vom Kapitel Ottersweier hat die Einsegnung in deutscher Sprache nach dem "Straßburger Ritual" vorgenommen; er wurde zwei Jahre später 2.Erzbischof von Freiburg.

1833 konnte Kunstmaler Jodocus Wilhelm erst mit der Arbeit beginnen, weil die Genemigung so lange nicht erteilt war. Er hatte sich an die Zeichnungen von Weinbrenner zu halten. Ein Schüler von ihm ist der Stukkator Erhard Oesterle aus Iffezheim.

1833 Professor August Moßbrugger war in Rastatt am Lyceum und Architekt der kath. Kirchensektion. Er malte für die Iffezheimer Kirche drei Bilder: das Auferstehungsbild über dem Hochaltar, den englischen Gruß am Altar auf der "Männerseite" und das Birgitta-Bild im "Glockenhaus".

1833 Für den Hochaltar bewilligte die Hofdomänenkammer nur den Betrag von 120 Gulden. Die Altäre, Kanzel und Taufstein sollten in Stuckmarmor hergestellt werden. Für den Taufsteindeckel stiftete der Pfarrer eine "Taufe Christi" (längst nicht mehr vorhanden). Neben den Tabernakel kamen zwei betende Cherubim, in den Frontspitz (Vordergiebel) das "Auge Gottes", zwischen die Hochaltarsäulen die Figuren Petri und Pauli.

1867 Professor Luzian Reich erstellt für 1200 Gulden vier Bilder für die Kirche: Bernhard von Baden, Johannes von Nepomuk, Sebastian und Wendelin.

1872-74 Restauration der Kirche vorgenommen. Der Chor bekam bemalte Fenster mit den Bildern von Augustin und Ambrosius.

1877 Vertrag mit Professor Luzian Reich über zwei Bilder. Er hatte im Rastatter Schloß ein Atelier und war Zeichenlehrer. ( ANMERKUNG: Es ist aber nur ein Bild vorhanden am Altar auf der "Frauenseite").

1886-89 wurde der Hochaltar z.T. ersetzt durch eine Neuschöpfung von Bildhauer Simmler aus Offenburg.

1902 zweite Restauration, unter Pfarrer Ochs, der die Fertigstellung nicht mehr erlebte. Das Gerüst stand noch in der Kirche, als er starb.

1939 neue Mensa mit Tabernakelaufbau und Engeln von H.P. Kramer, Offenburg

1949 neue Birgitta-Statue, 1m hoch, von H.P. Kramer Offenburg. Sie wurde auf dem Seitenaltar aufgestellt bis zur Renovierung der Vorhalle. (ANMERKUNG: Die Statue befindet sich heute über dem Hauptportal in der Vorhalle zwischen den geschnitzten Friesen der "14 Nothelfer", die ursprünglich die Friedhofskapelle geschmückt hatten.)

Hier endet die Pfarr-Chronik.

 

Informations und Literatur-Angaben:

Pfarrer Bürkle nannte folgende Literatur-Quellen für seine "Orts- und Kirchengeschichte von Iffezheim":

Josef Sauer: Die Anfänge des Christentums und der Kirche in Baden, 1911;

Josef Clauss: Die Heiligen des Elsaß. Forschungen zur Volkskunde, Düsseldorf, 1934;

Josef Winterroth, von 1887-1894 als Neupriester, dann als Pfarrverweser in Iffezheim. "Seinem Eifer verdanken wir einen großen Teil der vorstehenden Notizen". (Bürkle)

Die Auszüge aus der "Pfarr-Chronik" und ihrer Ergänzung durch Anmerkungen besorgte Frau Antonia Jakob für die Ausstellung "Iffezheim und seine Geschichte" 1983.

 

( Quellinformation 1) bedeutet: Aus "Rund um Hohenstaufen", Heimatbuch der mittelbadischen Kreise Baden-Baden, Bühl und Rastatt, Konkordia Verlag Bühl, 1964.

( Quellinformation 2) bedeutet: Aus "Die Kunstdenkmäler Badens", Band 12, Verlag C.F. Müller, Karlsruhe, 1963.